"Eine scheußlich harte, schwere Zeit" - Zeitzeugengespräch mit Johannes Moller
Das Zeitzeugengespräch mit Johannes Moller, welches am 7. Oktober unter dem Motto „Vergangenheit, die nie vergeht“ stattfand, wurde gemeinsam vom Freundeskreis Mewasseret Zion und der Fritz-Bauer-Gesamtschule organisiert. Anke Riefers, die Vorsitzende des Freundeskreis Mewasseret Zion betonte in ihrer Begrüßung Mollers Ansinnen, Gegenwind gegen rechte Auswüchse zu bieten.Schulleiterin Stephani Overhage gab das Wort zunächst an „die wichtigsten Menschen der Schule, die Schüler.“ Im Namen der Schülerschaft begrüßte auch Schülersprecherin Lisa Hassel (Q2) die Gäste.
Frau Overhage betonte in ihrer Begrüßung die besondere Rolle, die die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus an der Fritz-Bauer-Gesamtschule spiele. Den Titel der Veranstaltung „Vergangenheit, die nie vergeht“ sieht sie als wichtige Forderung, die an der Fritz-Bauer-Gesamtschule ernst genommen wird. Theodor Adornos Forderung, „dass Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung“ sei das, was diese Schule prägt, so Overhage. Dieser Geist der Schule würde auch durch den Namen der Schule deutlich. Sie unterstrich außerdem die Auseinandersetzung mit der NS-Zeit im Unterricht auch über das Curriculum hinaus.
Der aus Sieglar stammende 89-jährige Moller erzählte den Gästen von seiner Kindheit und Jugend während der NS-Zeit. In der Reihe der Zeitzeugengespräche, die an der Fritz-Bauer-Gesamtschule bereits stattfanden, stellte der regionale Bezug zu St. Augustin und Umgebung ein Alleinstellungsmerkmal dar.

Von den beiden Schülern Yannick Menden und Lukas Müller (EF) durch den Abend geführt, berichtete Moller vom Alltag während der NS-Zeit. Moller wurde 1938 eingeschult und berichtete anschaulich wie die Lehrerschaft teils mit drastischen Maßnahmen die Vorgaben der NS-Diktatur durchzudrücken ersuchten. Mollers eigene Haltung wurde maßgeblich durch die nonkonformistische Haltung seiner Mutter geprägt. Diese machte aus ihrem Widerstand gegen die NS-Diktatur keinen Hehl. So pflegte sie beispielsweise weiterhin Umgang mit jüdischen Mitmenschen, indem sie bei diesen einkaufte. „Mutter hat immer nur positiv über die jüdischen Mitmenschen gesprochen.“ - so Moller. Den Krieg erlebte Moller einerseits nachträglich durch die Augen seines elf Jahre älteren Bruders Hermann, welcher an der Ostfront kämpfte und schließlich in russische Gefangenschaft geriet. Der Familie schrieb er Feldpostbriefe, die Moller exemplarisch als Anschauungsmaterial mitbrachte. Am eigenen Leib erfuhr Moller andererseits wie die Alliierten gegen Ende des Krieges vorrückten. Anschaulich berichtete er beispielsweise von der Sprengung der Mühlengraben Brücke in Sieglar, die im Frühjahr 1945 durch die SA gesprengt wurde.
Johannes Moller äußerte seine Beunruhigung über die aktuelle politische Situation. Aufgrund dessen habe er sich im hohen Alter zu politischem Engagement entschieden. In seinem Schlusswort betonte er die Notwendigkeit von Toleranz: „Bewahret euch eure und unser aller Demokratie!“
Moller überreichte der Schule am Ende ein Bild der Mühlengraben Brücke (ursprünglich gezeichnet von seinem Bruder Hermann) sowie Literatur zur NS-Zeit für die Bibliothek der Schule, welche die Schülersprecherin Lisa Hassel (Q2) im Namen der Schülerschaft dankend annahm.
